Ein wenig fuehle ich mich wie Elizabeth Gilbert...
Okay, ich habe zwar keine Scheidung hinter mir, war bisher auch noch nicht in Italien, geschweige denn Indien - aber irgendwie bin ich nun doch schon ein wenig um die "halbe" Welt gereist...
7 Laender, ich verweilte an ueber mehr als 50 Orten und habe tausende an Kilometern hinter mir gelassen.
Nach einer traumhaft schoenen Zeit in Australien, habe ich mein geliebtes Asien nun wieder.
Ich machte mich auf nach Buintan, ein winzig kleines Dorf zwischen Canidassa und Manggis an der Ostkueste Balis.
Als ich so vor mir herpilgerte, strahlte ich ueber beide Backen, als all die vielen Eindruecke nur so auf mich einprasselten.
Es wirkte so vertraut, doch so fremd zugleich.
So farbenfroh, herzlich, der Verkehr unfassbar chaotisch, laut, es wurde an jeder Ecke mit Kochkuensten gezaubert, Ware gehandelt und mit zahlen nur so um sich und um mich gewirbelt, wenn ich mich von Gasse zu Gasse schlich. Die verschiedensten Gerueche schwirrten in der Luft, Musikanten mit Gitarre und Bongos sorgten fuer meine passende Hintergrundmusik, Strassenhunde leisteten mir ab und an Gesellschaft, es war dreckig, stank und eine wunderschoene Kulisse offenbarte sich mir.
Ja, es ist Liebe!
Angekommen in meiner Schule, in der ich Kinder zwischen 4 - 18 Jahren in Englisch unterrichte , befinde ich mich im Paradis.
Es gibt zwei Arten nach Bali zu reisen. Man reist nach Kuta und erlebt das australische Pendant zu mallorcanischen Ballermanhits oder aber man reist in ein paradisisches Abenteuer und ertastet die balinesische Kultur.
In meinem kleinen Dorf befindet sich auf der linken Seite eine hinduistische Kommune und auf der Rechten Seite eine Muslimische.
Im Prinzip sind es nur zwei kleine Strassen, die zum Meer fuehren.
Die Schule befindet sich genau in der Mitte, direkt am Meer.
Meine Schueler sind Hindus und Muslime, sie haben zusammen Unterricht und es ist grossartig, dass sie so frueh lernen unterschiedlichste Religionen und Kulturen zu respektieren.
Ich bin nun seit drei Wochen hier und schon jetzt koennte ich ein ganzes Buch von den vielen Erlebnissen, Eidruecken und unterschiedlichsten Begegnungen mit der Kultur schreiben.
Die offizielle Religion, oder eher gesagt die meisten Balinesen sind Hindus.
Allerdings ist es kaum vergleichbar mit dem Hinduismus in Indien.
Sie teilen den Glaube in Karma und Wiedergeburt.
Es gibt keine "unberuehrbare" Kaste, arrangierte Ehen sind selten und Kinder werden nicht verheiratet.
Die Namensgebung ist in Bali sehr simpel.
Ich kann am Namen meiner Schueler erkennen, welcher Religion sie angehoeren.
Es wird den Eltern "leichtgemacht".
Traditionell heisst das erstgeborene Kind "Wayan", gefolgt von "Made" fuer das zweitgeborene, "Nyoman " das drittgeborene und "Ketut" fuer das vierte Kind.
Die meisten Eltern bekommen zwei Kinder. Das macht sich in meinen Klassen auch stark bemerkbar, so habe ich meistens Wayan und Made in mehrfacher Ausfuerhung vor mir sitzen :)
Ein wenig Abwechselung in Namensgebung bringt die Kaste.
So heissen angehoerige der Shudras Kaste I Wayan (Junge) und Ni Wayan (Maedchen).
Kinder hoerer Kasten heissen Ida Bagus (Junge) Ida Ayu (Maedchen),gefolgt von AnakAgung, Dewi oder Gusti.
Eltern duerfen letzten Endes doch noch ein wenig Eigeninitiative und Kreativitaet zeigen, da jeder traditionelle Name noch mit einem individuellen ergaenzt wird.
Oft traegt der individuelle Name Wuensche in sich oder aber sagt schlicht und einfach aus wann oder wo das Kind geboren wurde.
I Wayan Kamar (Kamar= Raum), ist beispielsweise zu Hause geboren.
Interessant wirds mit I Made Meja ( Meja= Tisch), der ist sich wahrscheinlich nicht ganz so sicher woher sein Name stammt ;)
Mir macht das Unterrichten unglaublich viel Spass.
Ich liebe meine Senior Watermelon English Class.
Meine Schueler sind zwischen 16 und 18 Jahren.
Die meisten arbeiten in Hotels oder befinden sich gerade auf Jobsuche.
Putu ist mein Klassenclown und flirtet ganz gern mit den Maedels, Heri ist mein Musterschueler und Yuda steckt voller Herzenwaerme. Er hat mich zu sich nach Hause eingeladen. Seine Mutter wuerde sich sehr freuen, wenn ich zum Abendessen kaeme.
Febri moechte Krankenschwester werden.Verdammt cleveres Maedchen.
Sumartri sieht sich in 5 Jahren als Baenkerin. Putu wird ein erfolgreicher Geschaeftsmann und Yuda waere gern ein Polizist. Septi will Aerztin werden und Maheni arbeitet gerne im Buero.
Sie alle habe Wuensche und Hoffnugen spaeter gutes Geld zu verdienen.
Wahrscheinlich werden die meisten von ihnen im Hotel oder Tourismus arbeiten, da es kaum andere Jobmoeglichkeiten ausser in Landwirtschaft und Tourismus auf dieser Insel gibt.
Die meisten Balinesen sind sehr arm.
Wie alle asiatishen Laender, ist auch Bali extrem korrupt.
Bildung ist sehr teuer und es fehlt an jegliches Wissen ueber Ernaehrung, Gesundheit, Umwelt und Wirtschaft.
Ich esse jeden Tag einheimische, einfache Gerichte.
So besteht mein Fruehstueck, Mittag und Abendessen jeden Tag aus Reis, Gemuese, frittierten Haehnchen oder Bananen und Tofu. Zu allen Speisen gibt es Eier. Es ist koestlich!
Der Cholesterinspiegel laesst allerdings gruessen....
Plastikmuell wird in Mengen verbrannt.
Die meisten Familien haben eine Feuerstelle vor ihrem Haus und verbrennen Muell taeglich.
Oft findest du allerdings auch mitten im paradisischem Dschungel gluehende Plastikberge, meistens der
Massenmuell von Hotels.
Das Gesundheissystem ist mangelhaft. Medizinsche Versorgung ist unterirdisch....
Ich habe Hoffnung mit meiner Freiwilligenarbeit ein klein wenig diesen wundervollen Menschen weiterzuhelfen.
Es macht mich gleucklich die vielen Kinder, die zu unserem Center kommen, jeden Tag Lachen, Toben und mit so viel Freude am Lernen zu sehen.
Diese vier Wochen sind wohl mit die intensivsten von meiner Reise.
Es wird mir schwer fallen die Kinder zu verlassen und meine Reise fortzusetzen.
Naechste Woche gehts schon nach Lombok und Gili Air.
In nur noch 6 Wochen komme ich zureueck ins Heimatland, wohl eines der groessten Geschenke und ein wunderbarer Abschluss einer 12 monatigen Reise durch atemberaubenden Laender und Kulturen.
Ich liege grade auf meiner Pritsche im Bungalow und lausche den Gebetsgesaengen, die ueber die Lautsprecher der Mosque, herueber wehen.
Ich mag das kleine muslimische Doerfchen sehr gern.
Die Menschen sind grosszuegig, ehrlich und aufrichtig.
Sie heissen ein warmherzig willkommen und haben einen eher "lockeren" Lenbensstil, wenn man dies mit anderen muslimischen Laendern vergleichen wuerde.
Wir feierten das Ende vom Ramadam zusammen, ich lauschte Zeromonien am Strand. Es war wundervoll.
Diese Woche stehen viele hinduistische Feiertage an, ich bin gespannt was mich erwartet.
Ich fuele mich in beiden Doerfern sehr wohl.
Witzigerweise ziehen die Hindus einen eher ab. ;)
Mein lokaler Preis fuer eine Cola ist tatsaechlich 1 Euro teuerer im Hindu Dorf.
Das mag Euch wenig vorkommen, ist aber fuer einheimische Realationen viel Geld.
Meine Wochenenden verbringe ich oft radelnerweise Berg auf Berg ab von Dorf zu Dorf und find mich dann doch als Torurist an paradisischen Straenden auf Sonnenliegen wieder.
Am Samstag goennte ich mir Fischfilet.
Als ich den Koch fragte, welchen Fisch er zu Auswahl habe, sagt er nur "Moment"....Verschwand kurze Zeit im Hinterhof und kam mit dem groessten Bermuda in seiner Hand wieder, den ich je gesehen habe.
"Der lebt noch.", sagte er und lachte froehlich.
Es war delicious.
Bevor ich Euch hier noch das Ohr abquatsche.
Wie gesagt, ich koennt ein Buch schreiben.... ;)
Die drei Worte treffen fuer Bali wohl am Besten:
Eat-Pray-Love, that's it!
Fuehlt Euch geherzt :*
Manggis |
Betse Band in Canidassa.... |
Mein Strand ;) |
Hartes Lehrerleben.... |
White Sand Beach |
Blick auf den Hafen. Von hier gehts fueer mich nach Lombok |
Mein Affenzirkus.. |
Blaue Lagune... |
Yeaha... |
Meine Luedden... |
Irgendwo im Nirgendwo zwischen Manggis und Canidassa |