12/07/2011

Same same but different...

Vielleicht habe ich eure Neugier geweckt...?!

Ich hoffe sehr, denn ansonsten kann man diesen Blog als eine Art Selbsttherapie betrachten ;)

Ich verweile oft in den Gedanken an die vielen Eindrücke und Erlebnisse...

Nachdem ich nun zwei Monate durch Asien reise, muss ich gestehen ich habe mich verliebt!

Ich liebe das Essen, das asiatische Zeitgefühl - welches gegen Null strebt und eigentlich nicht existiert, die Herzenswärme, Landschaft und vor allem die Begegnung mit den Menschen - ihrer Kultur - ihrer Geschichte und ihr Leben.

Ich habe unglaublich viele tolle Menschen kennenlernen dürfen und ihre Geschichte zerreißt mir manchmal das Herz.

Ich möchte Euch zwei besondere Menschen aus Siem Reap vorstellen, vor denen ich großen Respekt habe und sehr dankbar bin, dass ich sie kennenlernen durfte...

Ich buchte mein Busticket nach SR am Donnerstagabend.
An meinem letzten Abend in Phnom Penh lernte ich zwei Finnen kennen, die ebenfalls zu den Tempelstädten aufbrechen wollten.
Ich zog am zweiten Tag mal wieder um und buchte das selbe Hostel wie Antti und Lauri, mit denen ich drei wundervolle Tage in Siem Reap verbrachte!

An unserem zweiten gemeinsamen Tag saßen wir etwas zerstreut in einem Restaurant und wussten nicht so recht was der Tag mit uns vor hat...

In Laos gab mir Ayla eine Emailadresse von einem Tuk Tuk Fahrer aus SR und ich beschloss ihn zu entscheiden mit was der Tag uns bereichern darf...

Ich bekam folgende Antwort:

"Hello Christin, I am so happy to bring you to all places that you want. Please call to me if it is possible and tell me your address. I will pick up at your stay. thank you very much, and I hope you kindly give me a job. see you
Kind love and thank, Sophanna."

Ich fragte kurzer Hand die Bedienung, ob er Sophanna für mich anrufen könnte und es dauerte nicht lange bis er vor der Bar erschien...

Er brachte uns zuerst zu einem kleinen Dorf am See und Kambodscha zeigte uns sein wahres Gesicht.
Auf dem Rückweg beschlossen wir in einer Bar einzukehren, die einem "hammock heaven" ähnelte...
Wir chillten in der Hängematte und genossen den Blick auf den See.

Ich unterhielt mich angeregt mit Sophanna und er erzählte mir seine Geschichte:

Sophanna ist 27 Jahre alt und kommt aus einem kleinen Dorf nähe Phnom Penh.
Er hat seine Eltern verloren als er 15 Jahre alt war.
Sie starben unter dem Regime der Khmer Rouge, die mit großer Grausamkeit einen Massenmord am eigenen Volk anrichtete...

Er lebte von dort an bei seiner Tante, die ihm ermöglichte die Schule zu besuchen, sodass er die Highschool absolvieren konnte.
Für ein Studium reichte das Geld nicht. Er blieb somit in seinem Dorf - auf der Suche nach einem Job... Vergebens.

Jedoch strahlte er, denn er fand dort sein größtes Glück, Shoa - seine große Liebe...

Shoas Eltern schenkten ihnen einen Roller zur ihrer Hochzeit, um ihm die Möglichkeit zu geben arbeiten zu können.
Somit zogen sie vor 5 Monaten nach Siem Reap, auf der Suche nach einem Job, um irgendwann in ihr geliebtes Heimatdorf zurück zu kehren...

Soohannas Frau ist 19 Jahre alt und hat bis vor kurzem in einem Shop gearbeitet, in dem sie 70 Dollar im Monat verdient hat.

Nun ist sie im zweiten Monat schwanger und leider die meiste Zeit zu krank um zu arbeiten.

Nun heißt es für Sophanna das Geld für seine Familie allein zu verdienen...

Die Miete kostet 20 Dollar für seine Einzimmerwohnung, er muss aber auch die Versicherungen bezahlen und die Miete für den Tuk Tuk Wagen.

Von ca. 100 Dollar im Monat, die er sich hart erarbeitet, bleiben 20 Dollar fürs Leben.

Er ist neu in der Stadt und der Business ist hart.
Sein Motorroller ist alt und die Straßen schlecht, sodass er oft Sorge hat sein einziges Kapital im Schlagloch zu verlieren.

Er hat tränen in den Augen.

Wir setzten unsere Tour zum War Museum fort.

Die Fahrt war geprägt von hügeligen Straßen, Hütten am Fluss, in denen Großfamilien auf 10qm zusammenleben, huppenden Reisebussen, die zu den Tempelstädten pilgern und bunten Märkten.

Wir sahen Kinder auf ihren Fahrrädern stolz eine tote Schlange hochhalten, Frauen, die sich gegenseitig Läuse und Ungeziefer aus den Haaren rupften, Mensch und Tier ihr Geschäft im Fluss vollrichten und beobachten gespannt das Chaos im Straßenverkehr...

Als wir das Museum erreichten, begrüßte uns Chom sehr herzlich und fragte, ob er uns für eine kleine Spende herumführen dürfte...

Chom ist mit 14 in den Krieg gezogen.
Nun ist er auf einem Auge blind, verlor ein Bein und hat mehrere Splitter von Minen in seinen Körper.

Er nahm meine Hand und ich fühlte einen Splitter unter seinem Knie...

Er zeigte uns die verschiedenen Panzer, Waffen und Minen.

Zu jeder Waffe hatte er seine eigene Geschichte.
Viele Freunde starben in den Panzern, nicht durch einen Angriff, sondern durch die Hitze.
Oft waren über 60 Grad im Panzer...

Sein bester Freund starb beim "angeln".

"Wir sahen die Männer Handgranaten nutzen um zu fischen.
Wir wollten das auch.
Also klauten wir welche aus einem Zelt.
Wir waren noch Kinder und ich wusste nicht so recht wie sie funktionieren...

Mein Freund erzählte mir, er hätte es schon öfters gesehen...
Wir gingen zum Fluss hinunter...
Ich hielt Abstand, drehte mich um und wartete gespannt bis der Knall erklang.
Als ich zurück blickte realisierte ich, dass mein Freund den Zünder hinfort geworfen und die Granate in seiner Hand behalten hat.
Er war überall auf den Boden zerstreut."

Ich durfte der Geschichte eines Soldaten lauschen, deren Familie ausgerottet wurde, seine Freunde im Krieg verlor und nun versucht sein Leben neu - jedoch mit alten Geschichten und schmerzhaften Erinnerungen - zu erleben.

Kambodscha wurde ein tödliches Erbe hinterlassen.
Es lauern noch immer um die 5 Millionen Landminen am Wegesrand und in den Feldern.
Jeden Monat explodieren Minen.
5-6 Menschen sterben jeden Tag.
Jedes drittes Opfer ist ein Kind.

Chom schmunzelte und sagte nur vor einigen Jahren waren es noch weit mehr.
Er zeigte mir die Minen von denen er Splitter in sich trägt.

Ich konnte nichts sagen, fühlte nur tiefsten Respekt für diesen Mann, der trotz den Erlebnisse so viel Liebe und Optimismus in sich trägt.

Sophanna wartete draußen.

Wir brachten die Jungs zurück zum Hostel und fuhren zu zweit weiter zu Angkor Wat, da ich den Sonnenuntergang erleben wollte.

Ich saß auf einen der Tempel und blickte über Angkor Wat in den Horizont.
Die Sonne ging unter und mir stießen Tränen in die Augen...

Ich war dankbar für diesen Tag, der mir mal wieder ein Stück mehr aufzeigte, wie gut es uns geht.

Nachdem die Sonne verschwand, führte der beste Tuk Tuk Fahrer der Welt ;) uns zum Straßenmarkt aus, wo er sein Wochenende am liebsten verbringt.
Auf dem Weg dorthin sammelten wir Shoa ein.
Wir waren die einzigen "Weißen" weit und breit, teilten das Straßenfood zusammen auf einer Picknickdecke, lauschten der Musik und ich führte Frauensmaltalk mit Shoa.

Sie ist wunderschön und hat ein strahlendes Lächeln einer stolzen Mutter.

Es war ein toller Abend.

Ich fühlte mich gut nachdem wir Sophanna 20 Dollar für die Fahrt gaben und somit seine Monatsmiete bezahlten...
Er hatte ein prachtvolles Lächeln im Gesicht und bedankte sich, dass wir ihm für einen Tag einen Job gaben.

Die beiden sind ein tolles Paar und ich wünsche mir, dass sie eines Tages genug Geld haben, um in ihre Heimat zurück zu kehren und ihr Kind zu Schule gehen kann.

Kinder haben es sehr schwer in Kambodscha und die meisten arbeiten auf der Straße.
Verkaufen Postkarten, Armbänder, Bücher oder sich selbst.

Als ich die Grenze nach Thailand passierte, sah ich Plakate an Wänden:
"Respect our Children!
We are Children - no sex attractions!"

Mir fehlten die Worte...

Ich für meinen Teil habe das Land schätzen und lieben gelernt.

Bin dankbar die unterschiedlichsten Facetten in diesem Land gesehen zu haben und die Liebe und Herzlichkeit der Menschen zu spüren.

Es ist erstaunlich wie weit sich das Land entwickelt hat, wo der Krieg doch erst 12 Jahre vorbei ist.

Es ist der Anfang einer neuen und hoffentlich friedlichen Zeit.
Eine neue Generation wächst heran, die hoffentlich weniger Leid zu spüren bekommt und die Hoffnung auf ein besseres Leben in sich trägt.

Es ist eines der schönsten Länder Südostasiens und verbirgt prachtvolle Schätze, die auch ihr erkunden solltet.








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